Nachdem Herr Professor vonSybel Sie bereits in Kenntniß davon gesetzt hat, daß ich Ihre Mitwirkung bei der Bearbeitung der Städtechroniken wünsche und ich von ihm erfahren habe, daß Sie wohl geneigt wären, meinem Rufe zu folgen, wende mich nun unmittelbar an Sie, um auch von Ihnen selbst die gewünschte Zusage zu erhalten.
Was zuerst die äußeren Bedingungen Ihres Verhältnisses als Mitarbeiter betrifft, so biete ich Ihnen dieselbe Remuneration, welche Herr Dr. vonKern im Anfang erhalten hat, nämlich 500 florin auf das Jahr, in monatlichen Raten, mit dem Vorbehalt dieselbe künftig in angemessener Weise | zu erhöhen, wenn ich in Ihrer Thätigkeit den Grund dazu finde: für den Fall aber daß die Auflösung unsers Verhältnisses von der ein oder andern Seite gewünscht würde, soll die Kündigung mindestens drei Monate vorher gehen.
Von dem Stande unserer Arbeiten sind Sie, wie ich vermuthe, durch Dr. von Kern schon im allgemeinen unterrichtet: Sie werden den Vortheil genießen, daß Sie die Vorarbeiten schon größtentheils beendigt finden, daß Sie mit Kerns Hülfe sich schnell darin orientiren können und nach Mitteln und Wegen, die wir erst mühsam aufsuchen mußten, selbst nicht lange zu suchen brauchen. Ein schon verbreitetes Material erwartet Sie und eine bestimmte Arbeit, die Ihnen gewiß zusagen wird.
Sie werden, wie ich höre, in diesem Monat | mit Ihrer Doctorpromotion zum Ziele kommen. Ich frage daher, ob Sie schon mit Anfang des künftigen Monats in das neue Verhältniß, wie ich wünsche, eintreten können? Bevor Sie dann nach Nürnberg sich übersiedeln (die Commission wird Ihnen die Reisekosten ersetzen), habe ich noch einige kleine Aufträge für Sie, die im MünchenerReichsarchiv zu erledigen sind, und Sie dort ein Paar Tage aufhalten werden. –
Ich reiche Ihnen mit gutem Vertrauen zum voraus die Hand und hoffe bestimmt, sowohl daß die wissenschaftliche Thätigkeit, die sich Ihnen eröffnet, Ihnen selbst in jeder Weise förderlich erscheinen wird, als auch daß unser Zusammenwirken sich zu einem ebenso erfreulichen und gedeihlichen gestalten werde, wie dies bei meinen bisherigen Mitarbeitern, den Herren von Kern und Lexer durchaus der Fall gewesen ist.
Hochachtungsvoll
Professor Dr. Hegel.
1Dieser Brief bezieht sich auf die von Karl Hegel (1813-1901) für die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München herausgegebene Edition der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, hier vornehmlich auf die ersten Arbeiten zu den Nürnberger Chroniken, Bände 1-3; vgl. dazu einführend Kreis, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung, S. 165 ff.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Weech, Friedrich Friedrich Weech11720809418371905Weech, Friedrich (1837–1905), in München geborener Archivar, Bibliothekar und Historiker, der 1862 Privatdozent für Geschichte an der Universität Freiburg wurde, von 1864 bis 1868 Bibliothekar an der Großherzoglich-Badischen Hofbibliothek in Karlsruhe und von 1885 bis 1905 Direktor des Badischen Generallandesarchivs in Karlsruhe war. Er war Mitarbeiter Karl Hegels (1813–1901) an der Edition der „Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
GLA Karlsruhe
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GLA Karlsruhe1000
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Sybel, HeinrichHeinrich Sybel
HiKo
11862022318171895Sybel, Heinrich (1817–1895), in Düsseldorf geborener Historiker, Politiker und Archivar, der nach seinem Studium im Jahre 1838 an der Berliner Universität promoviert und 1840 an der Universität Bonn habilitiert wurde. Als ordentlicher Professor wirkte er an den Universitäten Marburg (1845–1856), München (1856–1861) und Bonn (1861–1875) und übernahm von 1875 bis 1895 als Direktor die Leitung der Preußischen Staatsarchive. Im Jahre 1858 gehörte er in München zu den Gründungsmitgliedern der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, gründete 1859 die Historische Zeitschrift und war von 1886 bis 1895 Präsident der Historischen Kommission in München. Im Jahre 1848 war er Mitglied des Frankfurter Vorparlaments, 1850 Mitglied des Erfurter Unionsparlaments, von 1874 bis1880 Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses.
Kern, TheodorTheodor Kern11614072018361873Kern, Theodor (1836–1873) wurde am 5. Mai 1836 in Bruneck in Tirol im Kaisertum Österreich geboren und starb am 18. November 1873 in Veytaux am Genfer See. Theodor Kern stammte aus einer österreichisch-badischen Handwerker- und Beamtenfamilie. Er besuchte das Gymnasium in Innsbruck und studierte seit 1853 zunächst Jura, später Geschichte und Philologie in Innsbruck, Göttingen, Heidelberg und München. Julius Ficker in Innsbruck, Georg Waitz in Göttingen, Ludwig Häusser in Heidelberg sowie Heinrich Sybel in München waren seine akademischen Lehrer. Das Staatsexamen für das Höhere Lehramt hatte er 1857 „mit glänzendem Erfolg“ absolviert. Promoviert worden war er als Schüler Ludwig Häussers im darauffolgenden Jahr 1858 in Heidelberg. 1863 habilitierte er sich über die „Chronik der Stadt Nürnberg vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert“ und wurde im selben Jahr Privatdozent. Er war seit 1859 erster wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels beim Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“, für das er viele Forschungsreisen unternahm. Mit seiner sehr ordentlichen Arbeitsweise war Karl Hegel als Editionsleiter sehr zufrieden. Ab 1866 war Theodor Kern außerordentlicher, 1871 ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Freiburg im Breisgau, wo er einen historischen Verein gründete und die „Zeitschrift für Geschichte des Breisgaus“ herausgab. Auch noch in dieser Zeit blieb er dem Editionsprojekt der „Chroniken der deutschen Städte“ als Mitarbeiter auf Honorarbasis verbunden. 1873 starb der sehr begabte junge Historiker an den Folgen einer schweren Erkrankung.
Lexer, MatthiasMatthias Lexer11905732818301892Lexer, Matthias (1830–1892), in Kärnten geborener Privat- und Gymnasiallehrer, Sprachwissenschaftler und Lexikograph, der 1861 wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels am Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“ der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften wurde und ihm auch nach seinem Ausscheiden verbunden blieb. 1863 wurde er außerordentlicher, 1866 ordentlicher Professor für Deutsche Philologie an der Universität Freiburg im Breisgau und war von 1868 bis 1890 Ordinarius an der Universität Würzburg. Im Jahre 1891 folgte er einem Ruf an die Universität München, verstarb aber ein Jahr später.
Nürnberg49.453872,11.077298In Franken an der Pegnitz gelegene ehemalige Reichsstadt, seit 1806 Stadt des Königreichs Bayern.
Professor, ProfeßorBerufs- oder Amtsbezeichnung und Anrede für den Inhaber einer Professur an einer Universität oder Hochschule, wobei nicht jeder Professor eine Professur bekleidet; früher auch Bezeichnung für einen Gymnasiallehrer (Gymnasial-Professor) bzw. Lehrer an einer Lateinschule.
Stadtchroniken, Städtechroniken, auch: ChronikenIm Rahmen von Stadtgeschichtsschreibung und -forschung geschriebene, teilweise auch edierte Chroniken von Städten. Karl Hegel (1813-1901) gab im Rahmen seiner Leitung des umfangreichen wissenschaftlichen Editionsunternehmens für die Münchener Historische Kommission „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ – angefangen mit seiner Geburtsstadt Nürnberg – solche Städtechroniken heraus.
Chronik(en), Chroniken der deutschen Städte (Städtechroniken), chronikalische DenkmälerEdition „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, von 1862 bis 1899 hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durch Karl Hegel (1813-1901); auch allgemein: auf die Antike zurückgehende geschichtliche Darstellung, in der die Ereignisse in zeitlich genauer Reihenfolge, dabei aber, im Gegensatz zu den formal strengeren Annalen, in größeren Zeitabschnitten aufgezeichnet werden, auch im Sinne von: Lebensläufen.
Remuneration, RemunerationenZusätzliche Bezahlung, Gratifikation; hier auch im Sinne von Gegenleistung(en) und Vergütung(en) gebraucht im Sinne einer regelmäßigen Gehalts- bzw. Lohnzahlung.
Florin, florin (fl.)Gulden, von 1849 bis 1936 Silbermünze zu zwei Schilling; siehe auch: Gulden.
Florin, florin (fl.)Gulden, von 1849 bis 1936 Silbermünze zu zwei Schilling; siehe auch: Gulden.
HülfeHilfe.
Promotion, auch: Doctorpromotion, Dr. PromotionVerleihung eines Doktorgrades durch eine Universität oder ihr gleichgestellten Hochschule.
ReisekostenHier gebräuchlich für Kosten, die während einer Dienstreise entstehen, wozu auch das Fahrgeld, Tagegeld und weitere anfallenden Kosten zählen.
Münchener, Münchner, MünchnerinZu München gehörend, München zuzuordnen, auf München bezogen; dort lebender bzw. von dort stammender Mensch.
Königlich Bayerisches Allgemeines Reichsarchiv (München)Vorläufer des heutigen Bayerischen Hauptstaatsarchivs in München, welches seit 1812 so benannt war und seit 1826 zusammen mit den ihm unterstellten Regionalarchiven in den Regierungsbezirken dem Innenministerium unterstellt wurde; das Königlich Bayerische Allgemeine Reichsarchiv befand sich zusammen mit der Hof- und Staatsbibliothek in dem 1843 fertiggestellten Monumentalbau in der Münchener Ludwigstraße 16; nach der Revolution 1918 wurde es im Jahr 1921 in Bayerisches Hauptstaatsarchiv umbenannt.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis