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Karl Hegel an Friedrich Weech, Erlangen, 12. Juni 1860

beantwortet 15/6. 60.

Geehrter Herr!1

Nachdem Herr Professor von Sybel Sie bereits in Kenntniß davon gesetzt hat, daß ich Ihre Mitwirkung bei der Bearbeitung der Städtechroniken wünsche und ich von ihm erfahren habe, daß Sie wohl geneigt wären, meinem Rufe zu folgen, wende mich nun unmittelbar an Sie, um auch von Ihnen selbst die gewünschte Zusage zu erhalten.

Was zuerst die äußeren Bedingungen Ihres Verhältnisses als Mitarbeiter betrifft, so biete ich Ihnen dieselbe Remuneration, welche Herr Dr. von Kern im Anfang erhalten hat, nämlich 500 florin auf das Jahr, in monatlichen Raten, mit dem Vorbehalt dieselbe künftig in angemessener Weise zu erhöhen, wenn ich in Ihrer Thätigkeit den Grund dazu finde: für den Fall aber daß die Auflösung unsers Verhältnisses von der ein oder andern Seite gewünscht würde, soll die Kündigung mindestens drei Monate vorher gehen.

Von dem Stande unserer Arbeiten sind Sie, wie ich vermuthe, durch Dr. von Kern schon im allgemeinen unterrichtet: Sie werden den Vortheil genießen, daß Sie die Vorarbeiten schon größtentheils beendigt finden, daß Sie mit Kerns Hülfe sich schnell darin orientiren können und nach Mitteln und Wegen, die wir erst mühsam aufsuchen mußten, selbst nicht lange zu suchen brauchen. Ein schon verbreitetes Material erwartet Sie und eine bestimmte Arbeit, die Ihnen gewiß zusagen wird.

Sie werden, wie ich höre, in diesem Monat mit Ihrer Doctorpromotion zum Ziele kommen. Ich frage daher, ob Sie schon mit Anfang des künftigen Monats in das neue Verhältniß, wie ich wünsche, eintreten können? Bevor Sie dann nach Nürnberg sich übersiedeln (die Commission wird Ihnen die Reisekosten ersetzen), habe ich noch einige kleine Aufträge für Sie, die im Münchener Reichsarchiv zu erledigen sind, und Sie dort ein Paar Tage aufhalten werden. –

Ich reiche Ihnen mit gutem Vertrauen zum voraus die Hand und hoffe bestimmt, sowohl daß die wissenschaftliche Thätigkeit, die sich Ihnen eröffnet, Ihnen selbst in jeder Weise förderlich erscheinen wird, als auch daß unser Zusammenwirken sich zu einem ebenso erfreulichen und gedeihlichen gestalten werde, wie dies bei meinen bisherigen Mitarbeitern, den Herren von Kern und Lexer durchaus der Fall gewesen ist.

Hochachtungsvoll
Professor Dr. Hegel.