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Johann Sigmund Karl Tucher an Karl Hegel, Nürnberg, 24. Februar 1850

Mein lieber Sohn!

Da Du Alles was zu Deiner häußlichen Niederlassung und Verehelichung mit Susette erforderlich ist, noch vor Deinem Abgang von Rostock zu ordnen wünschest, was bei der ganz ungewissen Dauer des Reichstages zu Erfurt und der durch denselben zur Entscheidung kommenden Verhältniße auch ganz wohlgethan ist, – so benachrichtige ich Dich, daß ich zu der, für Susett auch bereits schon nachgesuchten Entlassung aus dem hiesigen Unterthans Verband und zu deren Auswanderungs Bewilligung nach Meklenburg, ein Zeugniß von der dortigen betreffenden Heimaths Behörde nur noch darüber nachzubringen habe, daß von derselben Dir die Genehmigung zu Deiner Ansässigmachung und Verehelichung mit Susetten, – (welche am 16. März 1826 dahier geboren und deren ganzer Namen Susanna Maria Carolina Henriette ist) – ertheilt worden ist, woraus sonach hervorgeht, daß dieselbe in Meklenburg an- und aufgenommen wird. Die hiesigen Behörden bekümmern sich hierauf weiter nicht mehr um die Bildung Eures Hausstandes, sondern ertheilen ohne weitern Anstand zu Susettens kichliches Aufgebot die Bewilligung und auf die seiner Zeit von Dir hierüber, von dem Pastor Deines Kirchspiels beizubringende Zeugniß, auch die Bewilligung zu Euerer kirchlichen Trauung.

Welche Zeugniße Du für Deine Behörde wegen Susett nöthig hast, damit dieselbe dies eben anzugebene Zeugniß Dir ausstellt, wirst Du mir noch angeben, denn kaum kann ich glauben, daß solche diesselbe Dir ohne Susettens Taufschein, – Nachweisung ihrer Entlassung aus dem hiesigen Verband und ohne erklärte Einwilligung der Eltern der Braut, ausstellen wird.

In unsern ausgebildeten staatlichen und sozialen Verhältnissen müssen die Regierungen zum Wohl des Ganzen, auf mancherlei derartige belästigende Beschränkungen bestehen und in wie ferne die Meklenburgische Regirung und für Dich eine Exemption davon macht, weiß ich nicht.

Deine Erwählung zum Erfurter Reichstag gewährt mir den Beweis, welche große Achtung und Vertrauen Du Dir in Meklenburg erworben hast und macht mir in dieser Beziehung große Freude; – auch hat mich Deine Ansprache an Deine Wähler3, durchaus befriedigt.

Wolle Gott geben, daß solche auch zu Deinem Glück und Deiner Befriedigung gereichen und die bei uns, an diesen Reichstag geknüpft werdenden Befürchtungen, zu weitern ernstlichen Verwicklungen in unserm Vaterlande, nicht führen.

Daß Du hiebei Deinen wissenschaftlichen Beruf und Dich selbst nicht aus irgend welchen Rücksichten zum Opfer bringen wirst, läßt mich Deine gemachten reichen Erfahrungen und sehr besonnene und verständi… …digung und Beurtheilung der Verhältnisse … in aller Beruhigung erwarten; denn liebst 4 auch meine Susette zu sehr, um Deine Vereinigung  nicht mit derselben in einem nur befriedigenden und beglückenden ruhigen Berufs Verhältniß, so bald als möglich herbeizuführen. In treuer väterlicher Liebe

Dein Sigmund Tucher