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Theodor Knochenhauer an Karl Hegel, Bamberg, 19. Februar 1866

Geehrter Herr Professor!1

Den letzten von hier aus über meine Arbeiten zu erstattenden Bericht hoffe ich durch eine mündliche Besprechung mit Ihnen noch ergänzen zu können. Seltsamerweise haben mir die letzen Wochen verschiedenerlei Stoff zugeführt, der die Immunitätssache und den Bauernkrieg betrifft und mich daher für die markgräflichen Berichte weniger weit kommen ließ, als ich dachte. Im Archiv hat sich noch ein ganzer Fascikel vorgefunden mit Bauernkriegsachen. Er enthält unter Anderm eine kurze briefliche Aufzeichnung aus dem Clarakloster dahier, die als Beilage zu geben sein wird, außerdem zerstreute Urkun- den, die ergänzungsweise zu verwerthen sind. Solche fanden sich auch in dem an handschiftlichem Material reichen Nachlaß des Stadtpfarrers Schweitzer, namentlich aber Documente über die Immunitäten, auch die vermißte Stadtrechnung des Jahres 1435. Ich werde aus dem vorhandenen Material diese Woche noch die nötigen Notizen machen und mir dann auch das Manuscript der Bauernkriegsrechte wieder ausbitten müssen, um sie wie den Immunitätsbericht zu Hause vollends abzuschließen. Das Gleiche wird sich mit den Bamberger Berichten vom Markgrafenkrieg ausführen lassen; der eine verlangt nur geringe Erläuterung und Ergänzung. Wie es aber mit den übrigen markgräflichen Berichten zu halten sei, möchte ich gerne noch mit Ihnen besprechen. Für den Höfer, Culmbacher und Baireuther habe ich die im hiesigen Archiv vorhandenen zur Erläuterung dienlichen Materialien noch unverarbeitet, gesammelt; ob diese aber genügen, ob nicht wenigstens das Würzburger und Nürnberger Archiv mitzubenützen ist, darüber bin ich noch nicht im Reinen. Ob in Hof selbst noch Documente für die Jahre sind, habe ich, obgleich ich dahin geschrieben habe, noch nicht erfahren. Aus Baireuth erhielt ich auf dieselbe Anfrage sehr freundliche, aber verneinende Antwort. Den Schweinfurter Bericht habe ich überhaupt noch nicht in Angriff nehmen können; die Handschrift der historischen Vereins zu Würzburg2 ist von den mir bis jetzt bekannten die älteste, doch auch erst vom 17. Jahrhundert. Der Archivar war so freundlich, sie auf dienstlichem Weg zur Ansicht kommen zu lassen. – Im Ganzen bin ich für derartige Specialberichte von der Ansicht geleitet, daß das ergänzende archivalische Material zur Unterstützung des künftigen Bearbeiters, wenig- stens so weit es ohne besondere Mühe zu erreichen ist, möglichst vollständig mitzutheilen ist, ich erlaube mir heute die Quittung für diesen Monat zur gefälligen Besorgung mitzuschicken, da ich das Geld diesmal gern einige Tage vor Ende des Monats hätte. – Für die Uebermittelung des Briefes von Waitz sage ich besten Dank.

Hochachtungsvollst
Dr. Knochenhauer.