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Maria Magdalena Tucher, geb. Grundherr, an Karl Hegel, Nürnberg, 30. April 1850

Um des Lobes welches Du mir lieber Karl wegen der Bereitwilligkeit die Hochzeit zu beschläunigen spendest, unter den zuletzt eingetrettenen Umständen nicht verlustig zu werden, mögte ich Dir nur versichern daß wir auch noch Wort halten werden, im Fall es sich in Erfurt doch noch so fügen würde, daß Du wegen der zu kurzen Zwischenzeit nicht mehr nach Rostock zurückkehren wolltest, Susettchen hat Dir ausführlicher die Gründe dieser neuen kurzen Verzögerung auseinander gesetzt, doch wie gesagt sie sind ungültig, würdest Du gleich von Erfurt kommen können; gehst Du noch nach Rostock wird sich noch manches zu ordnen zu bereden in Augenschein zu nehmen für Dich finden, oder Dir dann wenigstens die Befridigung zu theil werden, Deinem Frauchen noch mancherlei geebnet und aus dem Weg geräumt zu haben, was sich außerdem gewiß bei Eurer Ankunft noch vorgefunden hätte. So wirst Du wohl schon selbst daran gedacht haben Euere Dienerin, die ja doch nun schon seit mehreren Wochen ohne beschäftigt zu sein in Eurem Dienst ist2, die etwaige vollständige Ordnung und Reinigung des Quartires zu übergeben u. s. w.; was die von hier aus zu schikenden Gegenstände betrifft, so geht das allerdings erst mit oder  einige Tage nach Euch Ihr geliebten Kinder ab, kommt aber doch, da Ihr keinesfalls direkte geht, noch vor Euch an, und Susettchen mag sich da selbst ihre Schätze ordnen, was gewiß für eine angehende Hausfrau den größten Reiz hat.

Nun Gott befohlen mein lieber Karl und in 3 Wochen, Gott gebe es, ein frohes schönes Wiedersehen, wenn auch mit der Aussicht Dir einen nicht geringen Theil meiner Liebsten zu übergeben.

Der Vater grüßt Dich herzlich, in anerkennender Liebe Deine treue Mutter.

P. S. Manuel begleitet Dich doch gleich zu uns, wie ists mit Friderikchen? – Und die gute Mutter, daß sie zurück bleiben muß! –

Zu 23.3