Abermals will ein Bote fort aus dieser Lagune umspühlten Arche heimfliegen; ich geb‘ ihm ein Blatt mit zu Ihrer Begrüßung, als Dank für Ihre letzten lieben Zeilen1. Sie haben recht, für Alles was Sie aus der Heimath mir mittheilen, den anscheinenden Seelenfaden in mir vorauszusetzen und werden mich stets dankbar empfänglich dafür finden. Wenn es Sie wieder einmal auffordert zu solch löblichem Beginnen, handeln Sie ja in diesem Glauben fort. Auch …2, der meinen über Leipzig gesandten Brief doch wird erhalten haben, fordern Sie auf, ja sein am Schlusse des seinen gegebenes Versprechen zu halten und mir Mittheilungen in Fülle zu geben. Sub rosa3 nehmlich: Es pulst und regt sich in den tiefgeheimsten Kammern ein Nachklang zu „Gruß an Berlin“; daß ich hier abgeschnittener und ferner dem Schauplatz bin als damals in München, soll, denk‘ ich, nicht schaden, weil ich mehr in großen Zügen, in Andeutungen und Unwissen mich zu halten gedenke als damals, auch nicht entfernt so ins Einzelne gehend; aber das Bedeutsame im Einzelnen ist dennoch ersprießlich als Saat- und Keimboden. Daß das Wann des Hervorpulsens von Stimmung abhängt, von reifenden Lüften und Sonnenschein, von Werden und Wachsen und Ruhenlassen anderer Arbeiten, versteht sich von selbst; wer weiß, ob nicht ein Brief von Euch die Stunde des Werdens zeitigt? –
Die Philosophie der Geschichte4 ist nun angekommen und eben beim Buchbinder. Bis jetzt las ich nur Ihre Vorrede, gerade am Tage, wo diese Sendung von Triest kam. Darüber findet sich in meinen fliegenden Blättern, die manches innerlich und äußerlich Erlebte als Erinnerungen für mich selbst enthalten, folgendes: „Carl Hegel deutet in der Vorrede kindliche Pietät mit männlicher Strenge gepaart auf Vertrauen und Hoffnung deckende Weise an; es geht aus seinen einfachen Worten das Begründetseyn auf gedankendurchfurchtem historischem Boden hervor, aus dessen Bearbeitung ich Tüchtiges von ihm erwarte.“ – Wann ich nun zum eigentlichen Studium komme? – Bei mir hangt auch das Lesen von Stimmungen und Geistesströmungen ab, und ich darf da nicht vorgreifen, wenn ich nicht alle Wirkung vernichten will; es wird sich schon die rechte Stunde melden. –
Ihrem Thun und Vorhaben in jeder Richtung Heil und Segen! Meinen herzlichsten Gruß ihrer trefflichen Mutter – auch denen unter den Freunden, die es sind und bleiben wollen. Die Dogarnsche5 hat sich recht gefreut und bittet um Gegengrüße. – Unveränderlich treu zugethan