Ich hoffe, theuerster Freund, Sie sind seitdem ich Sie zuletzt sah, ebenso wohl, wie ich es nicht bin. Montag hatte ich mich schon etwas gezwungen, war auch noch Dienstag Morgen ausgegangen, aber seit Dienstag Mittag habe ich Stubenarrest, da die Grippe ihre Rechte geltend gemacht hat.
Doch geht es diesen Morgen wieder etwas beßer; haben Sie übrigens heute Zeit, ein Viertelstündchen zu verplaudern, so üben Sie an mir ein Werk der Barmherzigkeit | denn ich bin zu jeder Arbeit völlig untauglich.
Der Ihrige Papencordt.
P. S. Haben Sie etwas Intereßantes und Leichtes zu lesen, so bringen Sie es mir gefällgst mit z. B. das Leben Schillers von Schwab.
1Brief ohne Ort und ohne Jahr; dieser Brief lässt sich allerdings aufgrund seiner Überlieferungsweise und seines Inhaltes dem Jahr 1841 zuordnen; verfasst wurde er wohl in Berlin nach dem 17. März 1841 und vor dem 1. April 1841, wobei der 17. März 1841 auf einen Donnerstag fiel; auch der 25. März oder 1. April wäre als Entstehungs-Datum dieses Briefes möglich; vgl. dazu . Das hier vorliegende Schreiben thematisiert die Grippe-Erkrankung des Verfassers Felix Papencordt (1811-1841), der im April 1841 an einem Lungenleiden verstarb. Es handelt sich daher um einen der letzten Briefe des Historikers, der kurz zuvor noch, im März 1841, an die Universität Bonn als außerordentlicher Professor der Geschichte berufen worden war. Am 1. April 1841 hatte er seine Reise nach Bonn angetreten, auf welcher er Ende April 1841 verstarb, ohne überhaupt in Bonn angekommen zu sein.
Papencordt, FelixFelix Papencordt11603067418111841Papencordt, Felix (1811–1841), in Paderborn geborener Historiker und Philosoph, der sich nach seiner Berliner Promotion im Jahre 1832 bis 1840 zu Forschungszwecken vor allem in Rom und Süditalien aufhielt und ein umfangreiches wissenschaftliches Werk hinterließ. Im Jahre 1841 wurde er außerordentlicher Professor für Geschichte an der Universität Bonn, starb aber noch vor Aufnahme seiner Lehrtätigkeit.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Berlin52.5170365,13.3888599Hauptstadt des Königreichs Preußen und ab 1871 auch des Deutschen Reiches.
Privatbesitz
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Privatbesitz1000
Schiller, Friedrich Friedrich Schiller11860762617591805Schiller, Friedrich (1759–1805), in Marbach am Neckar geborener Arzt, Dichter und Historiker, der vor allem durch seine Dramen und Gedichte bekannt wurde.
Schwab, Gustav11876274517921850Schwab, Gustav (1792–1850), geboren und gestorben in Stuttgart, war Schriftsteller, Pfarrer und Gymnasiallehrer.
Ew./Er./Euer Hochwohlgeboren/Hochwohlgeborener / WohlgeborenAnrede für ein Mitglied des niedrigen Adelsstandes („Hochwohlgeboren“) sowie im 19. Jahrhundert auch zunehmend Anrede für Honoratioren aus dem Bürgertum („Wohlgeboren“).
Am Kupfergraben (Berlin)Uferstraße entlang des Kupfergrabens als eines Teilabschnitts des Spree-Kanals. Im – nach damaliger Zählung – Gebäude Nr. 4a wohnte der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) mit seiner Familie, danach für einige Zeit auch noch seine Witwe.
GrippeInfluenza; umgangssprachlich auch für anderweitigen grippalen Infekt.
Leben Schillers, das (Schwab)Biographie des Theologen Gustav Schwab (1792-1850) über den Dichter Friedrich Schiller (1759-1805), die unter dem Titel „Schiller’s Leben“ 1840 in Stuttgart erschien.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis