Wie ich von HerrnVarnhagen höre, hat Johannes Schulze meine Recension über Gaye zur Beutheilung an sich genommen. Sollte er seine festeste oder wenigstens nicht wohlwollende Meinung über mich auch auf den von mir vertheidigten Freund übertragen, so haben Sie wohl die Güte ihm ein Licht aufzustecken, daß ich nichts Anderes als die reine Wahrheit gesagt habe, und daß die ganze Abfaßung einer zweiten Recension mehr eine moralische als literarische Handlung ist.
Ich habe gestern einen der genußreichsten Abende erlebt, welche ich in Berlin gehabt habe. | Die lebenden Bilder sammt der begleitenden Musik, welche bei dem ProfessorHensel aufgeführt wurden, übertrafen all meine Erwartung und es war eine flower of beauty dabei beschäftigt.
Ich bin heute Mittag zu einer großen Sache bei dem Herrn Direktor Schadow eingeladen und muß daher das Einpacken eines Theils meiner Bücher auf morgen Mittag verschieben. Dies mag mich bei Ihnen entschuldigen, wenn ich Sie nicht zu einem Spaziergang abholen sollte. Wahrscheinlich wird ohnehin das Wetter jeden weiteren Ausgang ohnmöglich machen.
Meine Sache ist schon seit 9 Tagen expedirt, mir aber bis auf diesen Augen- | blick nicht zugekommen, jetzt weiß ich doch was es heißt, wenn der Minister Etwas mit Cito gezeichnet hat.
Daß Herr von Beck2 glücklich Bräutigam von Fräulein von Nimptsch3 ist, eines liebenswürdigen schönen Mädchens von 19–20 Jahren, werden Sie wißen.
Treu der Ihrige Papencordt.
1Datierung am Ende des Briefes, ohne Ort und ohne Jahr; dieser Brief lässt sich allerdings aufgrund seiner Überlieferungsweise und seines Inhaltes dem Jahr 1841 zuordnen; der Versandort deutet auf Berlin. 2Eventuell auch „Bock“, weshalb die Person nicht eindeutig zu erschließen ist. 3Es ist nicht eindeutig zu erschließen, um welches „Fräulein von Nimptsch“ es sich hier handelt.
Papencordt, FelixFelix Papencordt11603067418111841Papencordt, Felix (1811–1841), in Paderborn geborener Historiker und Philosoph, der sich nach seiner Berliner Promotion im Jahre 1832 bis 1840 zu Forschungszwecken vor allem in Rom und Süditalien aufhielt und ein umfangreiches wissenschaftliches Werk hinterließ. Im Jahre 1841 wurde er außerordentlicher Professor für Geschichte an der Universität Bonn, starb aber noch vor Aufnahme seiner Lehrtätigkeit.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Berlin52.5170365,13.3888599Hauptstadt des Königreichs Preußen und ab 1871 auch des Deutschen Reiches.
Privatbesitz
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Privatbesitz1000
Varnhagen von Ense, Karl August11862616717851858Varnhagen von Ense, Karl August (1785–1858), in Düsseldorf geborener Offizier, Schriftsteller, Diplomat und Übersetzer, der in Berlin, Halle und Tübingen studierte und ab 1814 mit Rahel Varnhagen von Ense, geb. Levin (1771–1833), verheiratet war.
Schulze, JohannesJohannes Schulze11886028317861869Schulze, Johannes (1786–1869), in Mecklenburg geborener evangelischer Theologe, Philologe, Gymnasiallehrer und Bildungspolitiker, ab 1818 Beamter – zuletzt Wirklicher Geheimer Oberregierungs- und Vortragender Rat – im preußischen Ministerium der geistlichen, Unterrichts- und Medizinalangelegenheiten mit Zuständigkeiten für das höhere Schulwesen, die Universitäten, Akademien, Bibliotheken und öffentlichen Sammlungen.
Gaye, Johannes WilhelmJohann Wilhelm Gaye10405672XGaye, Johannes Wilhelm (1804–1840), im holsteinischen Tönning geborener Kunsthistoriker, der nach seinem Studium an den Universitäten Kiel und Berlin ab 1830 ein Jahrzehnt lang in italienischen Archiven und Bibliotheken forschte und in Florenz starb.
Hensel, Wilhelm17941861Hensel, Wilhelm (1794-1861) war seit 1829 Hofmaler und 1831 Professor für Historienmalerei an der Berliner Akademie, der durch seine „Lebenden Bilder“ Bekanntheit erlangte.
Schadow, Johann Gottfried 17641850Schadow, Johann Gottfried (1764–1850), war ein preußischer zeichner und Bildhauer, der zum 1816 Direktor der Königlich Preußischen Akademie der Künste avancierte.
Ew./Er./Euer Hochwohlgeboren/Hochwohlgeborener / WohlgeborenAnrede für ein Mitglied des niedrigen Adelsstandes („Hochwohlgeboren“) sowie im 19. Jahrhundert auch zunehmend Anrede für Honoratioren aus dem Bürgertum („Wohlgeboren“).
Am Kupfergraben (Berlin)Uferstraße entlang des Kupfergrabens als eines Teilabschnitts des Spree-Kanals. Im – nach damaliger Zählung – Gebäude Nr. 4a wohnte der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) mit seiner Familie, danach für einige Zeit auch noch seine Witwe.
Recension, Recensionen (Rezension/-en)Rezensionen, hier für kritische Besprechungen wissenschaftlicher Publikationen.
Lit(t)erarische Arbeit(en), litterarische(s) Unternehmen oder HandlungSchriftstellerische Arbeit(en), häufig bezogen auf wissenschaftliche Publikationen bzw. historisch-kritischeEdition(en).
Lebende BilderInszenierende, mitunter auch pantomimische Darstellung von Werken der Malerei und Plastik sowie auch der Dichtung durch lebende Personen auch mit musikalischer Unterlegung, welche wie bei dem preußischen Hofmalers und Akademie-Professors Wilhelm Hensel (1794-1861) im Anschluss daran auch in Form von Aquarellen und Radierungen tradiert wurden.
flower of beautyAus dem Englischen stammender Begriff, der wörtlich übersetzt „Blume der Schönheit“ bedeutet und in poetisch-metaphorischer Weise die innere und/oder äußere Schönheit einer Person beschreibt.
MinisterAus dem Lateinischen für: „Diener“ herkommende Bezeichnung und auf mittelalterliche Hofämter zurückgehender Titel, der sich bis zum 19. Jahrhundert für Inhaber der höchsten Regierungsämter eines Landes bzw. Staates durchsetzte.
de cito, citoLateinischer Ausdruck zur Hervorhebung der Dringlichkeit einer Angelegenheit, die „schnell“ oder „rasch“ zu erledigen ist.
FräuleinBezeichnung für eine kinderlose, unverheiratete Frau, auch als Anrede für unverheiratete weibliche Personen jeglichen Alters.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis