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Karl Hegel an Wilhelm Giesebrecht, Erlangen, 11. November 1888

praes. 12. Nov. 88 / resp. 13. Nov. 88

Lieber Freund!

Wegen der in unserer Historischen Commission angeregten Fortsetzung der Ausgabe der Augsburger Chroniken1 habe ich bei dem damals genannten Herrn Dobel, Stadtbibliothekar in Augsburg, durch Kluckhohn, der von München nach Augsburg reiste, angefragt, hörte aber, daß er kränklich sei und außer seinem Amt nur wenig arbeiten dürfe. Dies bestimmte mich von ihm abzusehen und an Dr. Friedrich Roth, Lehrer von Realgymnasium in München, zu denken, den auch Kluckhohn in Vorschlag gebracht hatte und der sich durch seine Schriften über Augsburgs und Nürnbergs Reformationsgeschichte bekannt gemacht hat. Zwar wird auch er durch sein Schulamt verhindert sein, die Bearbeitung der Chroniken rasch zu fördern, doch scheint er fleißig und nicht ungeschickt zu sein, und ich weiß keinen andern, der ebenso oder besser geeignet wäre. Nun möchte ich aber doch, ehe ich ihm das nöthige Vertrauen schenke, zuvor von Ihnen zu erfahren, was Sie etwa von ihm über die Führung seines Lehramts und seinen Charakter wissen, damit ich wisse, ob ich mich auf ihn verlassen könne; und nicht fehlgreife und später meine liebe Noth mit ihm habe.

Ich hoffe von Ihnen auch Gutes über Ihr und Ihrer lieben Frau Befinden zu hören. Ostwind und Kälte (heute Morgen 7° unter Null) sind mir empfindlich, doch geht es mir sonst erträglich. Ich habe gegenwärtig die Freude meine Tochter Lommel2 auf ein paar Tage bei mir zu sehen.

Besten Gruß an Ihre liebe Frau
Ihr ergebener
Karl Hegel