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Karl Hegel an die Philosophische Fakultät der Universität Rostock, Erlangen, [14.] September 1887

Hochgeehrte Herren!

Für die zu meinem 50jährigen Doctorjubiläum2 übersandte Tabula gratulatoria spreche ich Ihnen meinen tiefgefühlten und wärmsten Dank aus. Überaus erfreulich war für mich dieser Beweis meines noch fortlebenden Andenkens bei der Rostocker Facultät, der ich fünfzehn Jahre hindurch zuerst als außerordentlicher, dann als ordentlicher Professor anzugehören die Ehre hatte, und zwar in einer Periode meines Lebens, die ich in vieler Hinsicht als die glücklichste zu preisen Ursache habe.3 Von den trefflichen Collegen und theuren Freunden, die mir damals in der philosophischen Facultät zur Seite standen, fand ich bei meinem Besuche vor zwei Jahren nur noch allein Fritzsche als langjährigen Senior derselben am Leben, der, wenngleich fast taub, sich doch immer noch geistig frisch und warmherzig, wie sonst, bei meinem Empfang bewies.4 Auch er ist seitdem dahingegangen und die Facultät nun vollständig erneuert. Nichtsdestoweniger ist sie mir keineswegs fremd geworden, denn wie ich Sie, deren gegenwärtige Mitglieder, als hochverdiente Männer der Wissenschaft kenne und verehre, so darf ich mich auch durch Ihre freundliche Erinnerung und wohlwollende Theilnahme in  fortdauernder Gemeinschaft mit ihr verbunden wissen.

Mit vorzüglicher Hochachtung
ergebenst
Professor Dr. Karl Hegel