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Christiane Hegel an Karl Hegel, [Stuttgart, 1820/21 ?]

Lieber Carl, Ich war recht
verwundert, als ich Deinen Brief an
mich sah, daß Du so schön schreiben
kannst, ich kann es nicht so schön
wie Du siehst. Wäre es nicht
so weit nach Berlin so könnte ich
wohl gerne einmal zu euch, unser
Stuttgardt ist freilich nicht so schön,
wenn Du einmal wieder zum Bran-
denburger Thor hinaus gehst, so
sehe es recht an, das ist das
schönste Thor, das es giebt,
so schön ist keins hier, keins
in Wien und keins in Paris,
denke nur, die Franzosen haben
die schönen Figuren, die darauf
sind einmal mit fort genommen2,
aber die Preussen haben dann den
Franzosen recht ausgiebig und
sie im Krieg so geschlagen, daß
sie Alles wieder hergeben muß-
ten. Du hast ein recht gutes Ge-
dächtnis, daß Du noch weißt, daß
ich in Nürnberg war, dieses gute
Gedächtniß wird Dir beim Ler-
nen wohl kommen, und wird
einmal was Rechtes aus Dir
werden und das freut mich.
Lebe wohl und behalte lieb

Deine
Tante Christiane.