Im Jahr 1839 sah ich in Rom ein Grabdenkmal von einem Bäcker für seine Ehefrau, das erst vor Kurzem vor Porta maggiore (Via Labicana, Via Praenestina) aufgedeckt worden. Es stellte einen mit Basreliefs gezierten Backofen vor, in denen die verschiedenen Geschäfte des Bäckergewerbes dargestellt waren, und daneben befand sich eine Tafel mit mit folgender Inschrift:
Fuit Attilia uxor mihei, Femina optima veixsit. | Cujus corporis reliquiae Quot superant sunt in Hoc panario1
Ich finde keinen Grund die Echtheit des Denkmals und seiner Inschrift zu bezweifeln, finde sie aber nicht in den Inscriptionen urbis Romae latina. Was ist davon zu halten? Ich bitte um Ihre gefällige Auskunft.
Mit Gruß
Ihr ganz ergebener Karl Hegel
1Diese hier teilweise fehlerhaft wiedergegebene Inschrift, welche sich auch in dem von Theodor Mommsen (1817-1903) herausgegebenen „Corpus Inscriptionum Latinarum“ (CIL) befindet, unter: CIL_1².1206, „Fuit A(n)tistia uxor mih{e}i / femina op[[i]]t<i=U>ma v{e}ix{s}it / quoius corporis reliquiae / quod (!) superant sunt in / hoc panario“ , vgl. dazu: https://db.edcs.eu/epigr/epi_url.php?s_sprache=en&p_publication=CIL+01,+01206 , lautet in schriftlichem, also nicht umgangssprachlichen Latein: „Fuit Atstia uxor mihi / femina optima vixit / cuius corporis reliquiae quod superant sund in / hoc panario.“ Eine mögliche deutsche Übersetzung könnte lauten: „Atistia ist meine Gattin gewesen. / Als der Frauen allerbeste hat sie ihr Leben gelebt. / Was von ihrem Körper geblieben ist. befindet sich in diesem Brotkorb.“ In der vorletzten Zeile ist das kausale „quod“ höchstwahrscheinlich die richtige Lesung, nicht „quot“ im Sinne von „wieviele“.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Mommsen, TheodorTheodor Mommsen11858342518171903Mommsen, Theodor (1817–1903), im Herzogtum Schleswig geborener Historiker und einer der bedeutendsten Altertumswissenschaftler des 19. Jahrhunderts, der 1902 mit dem Nobelpreis für Literatur ausgezeichnet wurde.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz (StBPK), Berlin
NL Hegel 15, Fasz. IV, 3.
SBPK Berlin1000
Rom (Roma)41.8933203,12.4829321 Nahe der Westküste der Apeninnen-Halbinsel in Mittelitalien gelegene Hauptstadt des antiken Römischen Reiches, die 1871 Hauptstadt des neuen Königreiches Italien wurde. Der Vatikan als Stadtteil Roms war zugleich Sitz des Papstes als Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche.
Porta Maggiore (Rom)Die Porta Maggiore, italienisch für: „größeres Tor“, ist eines der größeren Stadttore in Rom; ursprünglich handelt es sich hierbei um Leitungen der Aqua Claudia (untere Röhre) und die des Anio Novus (obere Röhre) über die Straßen Via Labicana und Via Praenestina als von Kaiser Claudius im Jahr 52 n. Chr. erbaute Wasserleitung (Aquädukt), die Ende des 3. Jahrhunderts n. Chr. in die Aurelianische Mauer integriert wurde unter dem ursprünglichen Namen „Porta Praenestina“ nach der Straße benannt, die auf das Tor zuführt. Der heutige Name „Porta Maggiore“ entstand im Mittelalter als Hinweis für die Pilger, die durch dieses Tor Rom betraten, dass dies der schnellste Weg war, um die Kirche „Santa Maria Maggiore“ zu erreichen.
Via Labicana (Rom)Straße, die Rom bei dem Tor „Porta Maggiore“ verlässt.
Via Praenestina (Rom)Straße in Rom, die auf das Tor „Porta Maggiore“ zuführt.
Inscriptionen urbis Romae latina (Corpus Inscriptionum Latinarum; CIL, auch: C. I. L.) Die „Inscriptionen urbis Romae Latina“ sind Teil des mehrbändigen Werks „Corpus inscriptionum Latinarum“, kurz „CIL“, welches die umfassendste und bedeutendste systematische Sammlung antiker lateinischer Inschriften bildet und ursprünglich von dem Althistoriker Theodor Mommsen (1817-1903) in Kooperation mit der Königlich Preußischen Akademie der Wissenscahften in Berlin initiiert wurde. Es gilt als Dokumentation erhaltener und in den Quellen überlieferter öffentlicher und privater Inschriften als eine unverzichtbare Quelle für das Leben im Römischen Reich und die römische Geschichte. Das CIL hat das Ziel, alle lateinischen Inschriften aus dem gesamten Territorium des Reichs geographisch und systematisch zu erfassen, zu kommentieren und der Fachwelt zur Verfügung zu stellen. Das Corpus wird laufend in neuen Ausgaben und Ergänzungen aufbereitet; seine Fortführung obliegt der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis