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Theodor Sickel an Karl Hegel, Rom, 18. Februar 1898

Hochgeehrter Herr College.1

Im Interesse eines hiesigen Freundes, des Ihnen wohl durch sein Buch über Machiavelli bekannten Dr. Oreste Tommasini, erlaube ich mir Ihre Güte in Anspruch zu nehmen.

Im Herbst vorigen Jahres fand Tommasini auf der Hofbibliothek zu Wien eine bisher wenig beachtete Uebersetzung von Macchivelli’s Mandragola unter dem Titel „Der Mann ohne Kinder, ein Lustspiel in Jamben 1808.“ In dem Vorworte ist die Rede von einer Ausgabe desselben Werkes vom Jahr 1806 unter anderem Titel. Tommasini möchte den Uebersetzer kennen, der im ganzen das Original sehr gut uebersetzt hat, aber sich doch auch erlaubt hat, aus dem Frater Timotes einen Pater Benedict zu machen und die Frau aus dem Volke in eine Bettelwitwe umzuwandeln. Vielleicht, das war seine erste Vermuthung, würde die Ausgabe von 1806 Aufschluß geben, wo dabei er also nachgeforscht hat. Auf meinen Rath wandte sich T. an Erich Schmidt in Berlin, welcher uns die hier beiliegende Antwort gab.2 Sie ersehen aus diesem daß Schmidt eine Ausgabe von 1806 nur von 1809 fand und zwar in Erlangen erschienen, und daß er aus bestimmtem Grunde mich an Sie gewiesen hat.

Sollte sich in Erlangen ein Exemplar finden, so wäre es wohl am praktischsten, da ich oder Tommasini in einem Gesuch um Zusendung desselben nach Rom bitten; eventuell könnte solches Gesuch auch von einer der hiesigen Staatsbibliotheken gestellt werden. Wir würden da ganz Ihrem freundlichen Rathe folgen.

Ich wünschte daß diese Zeilen Sie, hochgeehrter Herr College, so wohl und rüstig antreffen, wie ich Sie zuletzt in München gesehen habe, und ich freue mich sehr darauf, Sie als den Senior unseres Kreises auf unserer nächsten Versammlung wiederzusehen.3 Empfangen Sie im voraus Dank für Ihre Bemühung im vorliegenden Falle.

Mit ausgezeichneter Hochachtung und mit collegialem Gruß.
Ihr
ganz ergebener
Sickel.4