Sehr angenehm war mir Ihr gütiges Schreiben vom 19. dieses Monats2, das ich gestern hier erhielt. Vor allem danke ich Ihnen für die ehrenvolle Anerkennung, die Sie darin für mein letztes Werk: Städte und Gilden kund geben.
Ihr VaterlandNorwegen hat mir nicht wenig Arbeit gemacht. Aus Ihrem trefflichen Werk über Bergen habe ich wie Sie gesehen vielen Nutzen gezogen. Was ich an Ihrer Ausgabe hansischer
Statuten ausgesetzt, kommt kaum in Betracht. Ich glaube gern daß die Fehler des Abdrucks nicht allein dem Herausgeber sondern zumeist den schlecht geschriebenen Texten selbst zur Last fallen; ich möchte in solchem Falle dem Editor empfehlen dies ausdrücklich bemerklich zu machen.
Das Material, das Sie über die Stuben an der Brücke von Bergen3 gesammelt haben, wird sicherlich viel Neues und Interessantes darbieten. Über die fünf Amter4 der deutschenHandwerker, möchte man gern Näheres erfahren welcher Art ihre Vereinigung war, ob eine Gesamtgenossenschaft mit gemeinsamer Vertretung oder wie anders. Die Königshöfe auf denen die deutschenSchuster saßen, habe ich wohl nicht als „königlicheResidenzen“ bezeichnet (vgl. S. 406 und 438):Ausdruck wäre verfehlt.
Genehmigen Sie die Versicherung meiner ausgezeichneten Hochachtung
Professor Karl Hegel
1Die Schrift Karl Hegels (1813-1901) ist hier, wohl aus höflicher Rücksichtnahme auf den norwegischen Adressaten nicht, wie sonst beim Verfasser üblich, die deutsche Kurrentschrift, sondern gleicht einer Annäherung an Antiqua, was sich hier vornehmlich bei der Schreibung der kleinen Buchstaben „e“, „f“, „h“, „k“ , „s“ , „u“ (ohne „u-Strich“), „v“ und „z“ widerspiegelt sowie besonders bei der Schreibung der Goßbuchstaben „B“, „F“, „H“, „K“, „N“, „S“, „V“, „Z“. 2Vgl. dazu:Brief 18920119_01, auch Januar 1892. 3Die im 11. Jahrhundert gegründete Stadt Bergen wurde im Laufe der Zeit zu einem wichtigen Umschlagplatz im Handelsverkehr, so dass dort im 14. Jahrhundert eine vornehmlich aus Holz gebaute Handelsniederlassung der Hanse (Hansekontor namens „Tyske Bryggen“ [Deutsche Brücken im Sinne von Landungsbrücken]) entstand, die des öfteren aufgrund ihrer Holzbauweise abbrannte (aber immer wieder aufgebaut wurde und somit noch heute besteht), weshalb das Heizen dieser Häuser verboten war. Die einzigen beheizten Räume waren die zurückversetzte „Schöt-Stuben“ (Schøtstuene ), welche als Versammlungs- und Gerichtsräume genutzt wurden. 4Fünf Ämter.
Hegel, KarlKarl Hegel
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Nielsen, YngvarYngvar Nielsen11700165118431916Nielsen, Yngvar (1843–1916), war ein norwegischer historischer, geografischer und ethnografischer Forscher, Hochschullehrer, Schriftsteller und Politiker. Von 1869 bis 1878 war er als Assistent im norwegischen Nationalarchiv beschäftigt und wurde 1878 Universitätsgelehrter für Geschichte und Geographie und außerdem Leiter der ethnografischen Sammlung der Universität; seine Promotion erfolgte im April 1880. Er wurde 1890 Professor für Geographie und Ethnographie an der Universität Oslo, seit 1902 ausschließlich für Ethnographie. Parallel dazu verbrachte er, wie schon zuvor, zu Studienzwecken viel Zeit im Ausland, teils aus geografischen und ethnografischen Gründen, teils um Archivrecherchen durchzuführen. Er veröffentlichte eine außerordentlich große Anzahl an Schriften und Abhandlungen, insbesondere zur Geschichte Norwegens und der nordischen Länder im 19. Jahrhundert.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
NorwegenNordeuropäisches Königreich auf der westlichen Seite der Skandinavischen Halbinsel.
Bergen60.3943055,5.3259192Hafenstadt an der Westküste Norwegens und Krönungsstadt der norwegischen Könige, etwa 500 Kilometer westlich der Hauptstadt Oslo gelegen.
Städte und Gilden der germanischen Völker im MittelalterZweibändige Schrift Karl Hegels (1813-1901) aus seinem Alterswerk, die 1891 in Leipzig erschien.
VaterlandHeimatland, Geburtsland.
Werk über Bergen (Nielsen) Publikation über die norwegische Stadt „Bergen“ von Ygvar Nielsen (1843-1916): „Bergen fra de aeldste Tider“, Christiania 1877.
Ausgabe hansischer Statuten (Nielsen)Publikation von Yngvar Nielsen (1843-1916): „Vedtægter for det Hanseatiske kontor i Bergen fra det sextende og syttende aarhundrede“, welche 1878 erschien.
Hanseatisch, hansischDie Hanse bzw. die (norddeutschen) Hansestädte betreffend, dazu gehörend, ihr bzw. ihnen zuzuordnen.
StatutenSatzung.
AbdruckDrucklegung.
EditorHerausgeber.
MaterialGesamtheit der Quellen, Dokumente und entsprechenden Unterlagen, die für ein bestimmtes Forschungsvorhaben die zu bearbeitende Basis bilden.
Fünf Ämter (Bergen)Im 14. Jahrhundert entstand im Norwegischen Bergen, welches seit dem 11. Jahrhundert belegt ist, ein hansisches Handelskontor („Tyske Bryggen“ im Sinne von: deutsche Landungsbrücken); zu der bereits dort lebenden Bevölkerung trat neben dem Kontor-Quartier auch noch eine Siedlung deutscher Handwerker, die „fünf Ämter“, von welchen die Schuster hervorstachen, so dass diese oftmals nur als das sogenannte Schuster-Quartier bezeichnet wurde.
Deutsch/deutsch, Deutsche/r; DeutschesAuf die deutschen Staaten bezogen, den deutschen Staaten zuzuordnen, zu den deutschen Staaten gehörend; deutschsprachig; deutsche Sprache; Angehörige/r der deutschen Staaten, Deutschlands.
Gesamtgenossenschaft(Handwerkliche) Berufsgenossenschaft, die mehrere Berufe des Handwerks in sich vereinigte und gemeinschaftlich vertrat.
Königshof, KönigshöfeÄhnlich wie Königspfalz als Stützpunkte für die reisenden Könige, Stammesherzöge et al. im Früh- und Hochmittelalter, von der Bedeutung her freilich nicht so repräsentativ wie diese, sondern eher als einfachere Reisestation.
SchusterSchumacher.
königlichAuf einen König bzw. auf ein Königreich bezogen, dazu gehörend, diesem zuzuordnen.
ResidenzSitz eines geistlichen oder weltlichen Fürsten.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis