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Karl Hegel an Richard Schröder, Erlangen, 11. Februar 1890

Verehrtester Herr College!

Besten Dank sage ich Ihnen für das erfreuliche Geschenk der Berliner Festschrift über die Rolande Deutschlands. In Ihrer Abhandlung haben Sie den schon oft von Andern wie von Ihnen selbst behandelten Gegenstand, wie mir scheint, völlig erschöpft. Die beigefügten Abbildungen einer beträchtlichen Zahl der Rolande haben mir viel Vergnügen bereitet. Es ist doch ein drolliger, wenn auch an sich nicht übler Einfall des Vereins einen neuen ungeschlachten Roland auf dem Berliner Molkenmarkt aufzurichten!

Bei dieser Gelegenheit kann ich nicht umhin, Ihnen meine wärmste Anerkennung für Ihre große Leistung im Lehrbuch der deutschen Rechtsgeschichte auszusprechen. Sie haben einen ungeheuren Stoff meisterhaft bewältigt. Dies gilt von dem Ganzen wie von einzelnen theilen. Natürlich hat mich der Abschnitt über die Städte im Mittel-Alter vorzugsweise interessiert, und ich freue mich, in den meisten Punkten mich in Übereinstimmung mit Ihrer Auffassung zu befinden; nur in einem nicht, in der von Ihnen acceptirten Gildetheorie von Nitzsch1, die nichts als ein Blendwerk ist, gleich anderen Erfindungen dieses ideenreichen Historikers. Ich werde dies darthuen in einem Werke, das ich schon seit langer Zeit in der Arbeit habe und bald zu vollenden hoffe, worin ich das Gildewesen ex toto behandle.

Hoffentlich haben Sie keine Ursache gehabt, den Tausch von Göttingen mit dem schönen Heidelberg zu bereuen. Mögen es Ihnen und den Ihrigen wohl gehen!

In alter freundschaftlicher Ergebenheit
der Ihrige
Karl Hegel.