Besten Dank sage ich Ihnen für das erfreuliche Geschenk der Berliner Festschrift über die Rolande Deutschlands. In Ihrer Abhandlung haben Sie den schon oft von Andern wie von Ihnen selbst behandelten Gegenstand, wie mir scheint, völlig erschöpft. Die beigefügten Abbildungen einer beträchtlichen Zahl der Rolande haben mir viel Vergnügen bereitet. Es ist doch ein drolliger, wenn auch an sich nicht übler Einfall des Vereins einen neuen ungeschlachten Roland auf dem Berliner Molkenmarkt aufzurichten!
Bei dieser Gelegenheit kann ich nicht umhin, | Ihnen meine wärmste Anerkennung für Ihre große Leistung im Lehrbuch der deutschenRechtsgeschichte auszusprechen. Sie haben einen ungeheuren Stoff meisterhaft bewältigt. Dies gilt von dem Ganzen wie von einzelnen theilen. Natürlich hat mich der Abschnitt über die Städte im Mittel-Alter vorzugsweise interessiert, und ich freue mich, in den meisten Punkten mich in Übereinstimmung mit Ihrer Auffassung zu befinden; nur in einem nicht, in der von Ihnen acceptirten Gildetheorie von Nitzsch1, die nichts als ein Blendwerk ist, gleich anderen Erfindungen dieses ideenreichen Historikers. Ich werde dies darthuen in einem Werke, das ich schon seit langer Zeit in der Arbeit habe und bald zu vollenden | hoffe, worin ich das Gildewesenex toto behandle.
Hoffentlich haben Sie keine Ursache gehabt, den Tausch von Göttingen mit dem schönen Heidelberg zu bereuen. Mögen es Ihnen und den Ihrigen wohl gehen!
In alter freundschaftlicher Ergebenheit
der Ihrige Karl Hegel.
1Karl Wilhelm Nitzsch (1818-1880), Geschichte des Deutschen Volkes bis zum Augsburger Religionsfrieden. Nach dessen hinterlassenen Papieren und Vorlesungen hg. von Dr. Georg Matthäi, 3 Bde., Leipzig 1883-1885.
Hegel, KarlKarl Hegel
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Schroeder, Richard Carl HeinrichRichard Schroeder11707937518381917 Schroeder, Richard Carl Heinrich (1838–1917), in Vorpommern geborener Rechtswissenschaftler und -historiker, der an den Universitäten Göttingen und Berlin Rechtswissenschaften und Sprachwissenschaft studierte und sich 1863 an der Universität Bonn habilitierte, wo er 1866 außerordentlicher und 1870 ordentlicher Professor wurde. In den Jahren 1873, 1882 und 1885 wechselte er jeweils als Ordinarius an die Universitäten Würzburg, Straßburg und Göttingen, bevor er 1888 Nachfolger Otto Friedrich Gierkes (1841–1921) in Heidelberg wurde.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
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Nitzsch, Karl WilhelmKarl Wilhelm Nitzsch11702386818181880Nitzsch, Karl Wilhelm (1818–1880), in Zerbst geborener Historiker, der nach seinem Studium an den Universitäten Kiel und Berlin, hier vor allem bei Leopold Ranke (1795–1886), 1842 in Kiel promoviert wurde und sich 1844 nach einer Italien-Reise auch habilitierte. Zunächst Privatdozent, wurde er an der Universität Kiel 1848 außerordentlicher und 1858 ordentlicher Professor der Geschichtswissenschaft und wechselte 1862 als Ordinarius an die Universität Königsberg und 1872 an die Universität Berlin.
DeutschlandKulturgeschichtlich ist damit der Raum deutscher Nation und Sprache gemeint, wo „Teutschland“ im Laufe der Frühen Neuzeit eine Kurzbezeichnung für das „Heilige Römische Reich teutscher Nation“ wurde. Im 19. Jahrhundert wurde „Deutschland“ immer mehr zur inoffiziellen Bezeichnung für die deutschsprachigen Gebiete Mitteleuropas, zunächst das Gebiet des 1815 gegründeten Deutschen Bundes, dann des 1871 gegründeten Deutschen Reiches.
Molkenmarkt (Berlin)Ältester, an der Spree gelegener Marktplatz in Berlin (Mitte), der bereits vor der erstmaligen Erwähnung der Stadt im Jahr 1244 zum Handeln benutzt wurde.
Göttingen51.5328328,9.9351811Circa 100 Kilometer südlich von Hannover und südwestlich des Harzes gelegene Stadt mit einer 1737 eröffneten Universität.
Heidelberg49.4093582,8.694724Alte Universitätsstadt am Neckar, seit 1803 zum Großherzog Baden gehörend und mit Eisenbahnanschluß seit 1840. Circa 90 Kilometer südlich von Frankfurt am Main gelegen, war die Stadt mit ihrer malerischen Schloßruine einer der Hauptorte der Romantik.
Berliner, BerlinerinZu Berlin gehörend, auf Berlin bezogen, Berlin zuzuordnen; in Berlin bzw. Preußen lebende, arbeitende und sich damit entsprechend (preußisch) identifizierende Menschen – auch im politischen (kleindeutschen) Sinne.
Rolande Deutschlands, Festschrift über dieAufsatz des Rechtswissenschaftlers und Rechtshistorikers Richard Schroeder (1838–1917) unter dem Titel: „Die Stellung der Rolandssäulen in der Rechtsgeschichte“, in: Die Rolande Deutschlands. Festschrift zur Feier des 25jäjrigen Bestehens des Vereins für die Geschichte Berlins am 28. Januar 1890, hg. von Richard Béringúier, Berlin 1890, S. 1-36.
RolandRoland als Ritter-Standbild, Allegorie der Stadtrechte und Zeichen der bürgerlichen Freiheit.
Verein für die Geschichte Berlins1865 gegründeter und damit ältester sowie noch heute bestehender Verein zur Erforschung der Berliner Stadtgeschichte.
Deutsch/deutsch, Deutsche/r; DeutschesAuf die deutschen Staaten bezogen, den deutschen Staaten zuzuordnen, zu den deutschen Staaten gehörend; deutschsprachig; deutsche Sprache; Angehörige/r der deutschen Staaten, Deutschlands.
RechtsgeschichteIm 19. Jahrhundert entstandene interdisziplinäre Wissenschaft, die sowohl der Rechts- wie der Geschichtswissenschaft zuzuordnen ist.
Mittelalter, Mittel-AlterZeit von ca. 600 bis 1500 innerhalb der europäischen Geschichte als historische Epoche gelegen zwischen der Antike und der Frühen Neuzeit.
Gildetheorie, Gilden-Theorie; auch: GildefrageMethodenstreit vornehmlich innerhalb der Geschichtswissenschaft, in welchem die Anhänger der sogenannten „Gildetheorie“ bzw. „Gilden-Theorie“ darin übereinstimmten, dass die Gilde als Ursprung der germanischen Städte anzusehen sei. Diesen Standpunkt vertraten vornehmlich die Historiker Wilhelm Wilda (1800-1856) und Karl Wilhelm Nitzsch (1818-1880), auch im Sinne einer sogenannten „Großen Gilde“ nach nordischem Vorbild, sowie auch hinsichtlich der „Hypothese von der Gilde als Blutsbrüderschaft“ der Rechtswissenschaftler (Germanist) Max Pappenheim (1860-1934). Karl Hegel (1813-1901) dagegen wies, basierend auf fundiertem Quellenstudium, vornehmlich in seinem Alterswerk nach, dass nicht überall alte Gilden vor Entstehung der jeweiligen Stadtverfassung (bezüglich deutscher und außerdeutscher) Städte bestanden.
HistorikerGeschichtswissenschaftler.
Städte und Gilden der germanischen Völker im MittelalterZweibändige Schrift Karl Hegels (1813-1901) aus seinem Alterswerk, die 1891 in Leipzig erschien.
Arbeit, ArbeitenWissenschaftliche Abhandlung(en).
GildewesenGesamtheit aller Bereiche und Dinge die Gilde betreffend.
ex totoLateinische Wendung in der Bedeutung von: völlig, gänzlich.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis