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Eduard Wilhelm Reuss an Karl Hegel, Neuhof (Straßburg), 15. August 1887

Hochverehrtester Herr College!

Ich lebe hier in meinem Tusculum so außer aller Verbindung mit der Welt daß ich eben erst zufällig erfahren daß Sie vor wenigen Tagen Ihr akademisches Jubiläum2 gefeiert haben, oder wie ich lieber sage, daß man es wie es sich gebührt gefeiert hat. Ich komme spät mich den Glückwünschenden beizugesellen, aber Sie nehmen wohl auch heute noch diese Zeilen als Zeichen meiner innigen Theilnahme an Ihrem Ehrentage an. Die Beziehungen in welche es mir vergönnt war vor langen Jahren, sowohl hier als in Erlangen, ja noch früher in Rostock mit Ihnen zu treten, leben noch frisch in meinem Gedächtnisse; und ich gedenke deren heute mit um so treuerer Gesinnung als seitdem, an allen drei Orten die uns gleichzeitig nahe gestandenen von hinnen geschieden sind, und namentlich ich so sehr vereinzelt stehe daß ich kaum noch anderswo als in der Erinnerung lebe. Auch meine Frau und mein Sohn empfehlen sich Ihrem freundlichen Andenken; und unsere Wünsche sind daß Sie, wie ich selbst, das Glück haben mögen Ihr Jubiläum noch lange Jahre in rüstiger Kraft und Thätigkeit zu überleben.

In unwandelbarer Hochachtung
Ihr ergebenster
Eduard Reuss.