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Karl Hegel an Karl Bücher, Erlangen, 28. Februar 1882

Sehr geehrter Herr Doctor!

Ich danke Ihnen verbindlichst für Ihre gefällige Mittheilung der zur Fortsetzung Ihrer schönen Abhandlung über Frankfurts Bevölkerungsstatistik gehörigen Tabellen nebst Aushängebogen 7, welche hiermit zurück erfolgen.

Für Mainz liegt leider nur ein sehr ungenügendes Material vor. welches wenige Anhaltspunkte bietet. Ich schätze danach die Einwohnerzahl um Mitte des 15. Jahrhunderts auf noch nicht 6000 Köpfe!

Die Verhandlungen des Landtags über das Budget des Unterrichtswesens werden sich, wie mir Marquardsen sagte, bis gegen Pfingsten1 hin verzögern. Ich bin besonders begierig zu sehen, was die rechte Seite des Abgeordnetenhauses bezüglich der nationalökonomischen Professur in Würzburg beantragen und beschließen wird; vermuthlich wird sie den Günstling der Ultramontanen und wie ich glaube auch des Ministeriums, welches diesen in Personalfragen gern gefällig ist, auf irgend eine Weise berücksichtigen, ich meine den Dr. Eheberg2, auf den ich ziemlich schlecht zu sprechen bin, nachdem ich gesehen, wie er sich in seiner Schrift über die Münzerhausgenossen zu mir verhalten hat: während er mir S. 118 die Absurdität vorwirft, daß ich Münzer und Hausgenossen streng unterschieden hätte – wie ich es in keiner Weise gethan habe – bringt er S. 124 eine Erklärung des Namens der Hausgenossen als etwas ganz Neues, die er somit den Beweisstellen lediglich aus meiner Abhandlung3 entnommen hat, ohne mich hier zu nennen. Der erstere Vorwurf ist geradezu eine Unwahrheit, der letztere ein Plagiat im eigentliche Sinne des Worts – beides ein Beweis des Leichtsinns oder der Unredlichkeit!

Hochachtungsvoll
Prof. Hegel