Ihr geehrtes und freundliches Schreiben vom 11 dieses Monats habe ich heute Mittag erhalten und von seinem Inhalt mit aufrichtigem Bedauern Kenntniß genommen. Ich kann jedoch die Hoffnung, daß unsere Universität Sie doch noch gewinnen werde, um so weniger gänzlich aufgeben, als Sie selbst auf die Möglichkeit hinweisen, daß der Wille des Königs eine andere Entscheidung schließlich herbeiführen könne. Darum werden Sie es gerechtfertigt finden, daß ich Ihren Wunsch, unserem akademischen
Senat Mittheilung von den in Ihrem Brief enthaltenen Thatsachen zu machen, vorläufig noch nicht und nicht eher erfülle, als bis sich Ihre Sache völlig entschieden hat. Was die Reihe der Thatsachen selbst anbetrifft, so gestehe ich daß mir ihr innerer Zusammenhang, das Verhalten des Ministeriums, das Motiv | Ihrer Ablehnung nicht völlig verständlich geworden sind. Sie konnten Bedingungen stellen, Definition, königliche Bestätigung Ihrer Berufung binnen zwei, drei Tagen verlangen usw. Fast möchte ich glauben, daß in einem Puncte ein Mißverständniß auf Ihrer Seite obgewaltet hat, weil Sie die Vermuthung aussprechen, daß der König vielleicht erst jetzt, von der ganzen Sache erfahren habe. An uns ist die Anfrage wegen Ihrer Berufung ausdrücklich auf allerhöchsten Befehl ergangen und schon am 3. Januar hier angekommen. Sollte nicht das Ministerium eine bloß vermittelnde Rolle nach Maßgabe der aus dem Cabinet hervorgegangenen Entschließungen oder Erklärunge[n] ausgeführt haben? Ich bin geneigt es zu glauben. Entschuldigen Sie diese vielleicht unnützen Bemerkungen und erkennen Sie darin nur einen Beweis meiner aufrichtigen Theilnahme. Möchte sich die schließliche Entscheidung noch zu unseren Gunsten wenden! | Ich bitte Sie mir darüber weitere Mittheilung zu machen. Was Sie etwa unserem Senate zu sagen wünschen, werden Sie wohl am besten in einem Schreiben an den Prorector Professer
Heyder ausdrücken; doch bin ich natürlich auch sehr gern bereit die Vermittelung zu übernehmen.
Mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr
aufrichtig ergebener
Carl Hegel.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Thomas, Georg MartinGeorg Martin Thomas11734861918171887Thomas, Georg Martin (1817–1887), in Ansbach geborener Historiker, Philologe und Politiker, der ab 1835 an den Universitäten München und Leipzig studierte. Nach Promotion in Leipzig und Habilitation im Jahre 1841 in München wurde er ein Jahr später am königlich bayerischen Kadettenkorps angestellt und war dort von1845 bis 1856 Professor. Anschließend wirkte er bis 1877 an der Münchener Hof- und Staatsbibliothek.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Stadtarchiv (StadtA) Nürnberg
Rep. E 29/II, Familienarchiv Tucher; Historischer Verein für Mittelfranken, Nachlass Georg Martin Thomas Nr. 280 (Altsignatur: Nr. 127).
Stadtarchiv Nürnberg
1900
Maximilian II. Joseph von Bayern, König von BayernMaximilian II., König von BayernKönig von Bayern11857934718111864 Maximilian II. Joseph (1811–1864), war von 1848 bis 1864 König von Bayern und Gründer der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Heyder (Heider), KarlKarl Heyder11678981618121885Heyder (Heider), Karl (1812–1885), war ab 1839 Privatdozent, ab 1847 außerordentlicher und von 1852 bis 1885 ordentlicher Professor der Philosophie an der Universität Erlangen.
Professor, ProfeßorBerufs- oder Amtsbezeichnung und Anrede für den Inhaber einer Professur an einer Universität oder Hochschule, wobei nicht jeder Professor eine Professur bekleidet; früher auch Bezeichnung für einen Gymnasiallehrer (Gymnasial-Professor) bzw. Lehrer an einer Lateinschule.
academisch, akademischAkademisch, hier bezogen auf Universitäten, also auf etwas, das an einer Universität üblich ist, erfolgt, ihr zu eigen ist etc.
Senat, akademischer (Universität Erlangen)Akademischer Senat der königlichen Universität Erlangen.
Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten, Staats-Ministeriums des Innern für Kirchen- und Schul-Angelegenheiten (Bayern)Von 1849 bis 1918 offizielle Bezeichnung für das Bayerische Kultusministerium.
BerufungHier im Sinne von: Ruf auf eine Professur und damit Angebot für ein wissenschaftliches Amt.
MinisteriumSeit dem 19. Jahrhundert gebräuchlicher Begriff für die höchste Verwaltungsbehörde eines Landes mit einem bestimmten, ihr zugewiesenen Aufgabenbereich im Sinne von Ressort sowie Dienststelle; darüber hinaus auch die Gesamtheit der Minister, Ministerrat und Regierung bedeutend.
KabinettNoch heute gebräuchlicher staatshistorischer Begriff aus dem Französischen („kleiner Raum“) für den engsten Beraterkreis eines Fürsten bzw. im allgemeinen Sprachgebrauch bei parlamentarischen Ministerien üblich für das Kollegium der die Regierungsgeschäfte eines Staates führenden Ministerinnen und Minister, also: Regierung, Gesamtministerium, Ministerrat.
Prorector, Prorektor (Erlangen)Wie an der Universität Erlangen war an allen Universitäten des Königreichs Bayern stets der König Universitätsrektor, ein jährlich neu gewählter Professor sein Vertreter als Prorektor.