Ich erlaube mir, Sie an die freundlich gegebene Zusage zu erinnern, wonach Sie ein Verzeichniß der in der Berliner Bibliothek befindlichen Handschriften von Stadtchroniken für mich anfertigen lassen wollten. Für den gegenwärtigen Zweck meiner Arbeit wird mich schon ein bloß auf die Nürnberger Chroniken sich beschränkendes Verzeichniß zufrieden stellen, und würde ich zunächst nur darum bitten, wenn sich die weiter ausgedehnte Arbeit noch länger verzögern sollte. Es versteht sich, daß mir mit der Anführung der Handschriften nur dann gedient ist, wenn die nothwendige Angaben über Alter und Umfang desselben, Anfang und Ende (nicht zu knapp bemessen) und Titel dabei nicht fehlen, damit sich die Identität mit andern leicht und sicher constatiren lassen. –
Mein fleißiger Mitarbeiter Dr. von Kern ist | jetzt eifrig in Nürnberg selbst mit Untersuchung der Handschriften beschäftigt; ich habe den Ulman Stromer in Arbeit, bin aber sehr gehemmt durch das Ausbleiben der Wolfenbüttler Handschrift, auf welche ich nun, wie vorher auf die Antworten des Herren Dr. Bethmann, mit Schmerzen warte.
Außerdem habe ich bestätigt gefunden, was Sie mir nach Ihrer Erfahrung sagten, daß man von den Localhistorikern nur wenig brauchbare Arbeiten erwarten dürfe, und ich bin um so mehr genöthigt, mich nach einem zweiten Mitarbeiter umzusehen, um das Unternehmen rascher zu fördern.
Unser Bureau in München hat uns häufig mit Zuschriften bedacht. Überrascht hat mich dessen letzte Mittheilung in Betreff der Geschichte der Wissenschaften, die ich bis dahin nur für ein ziemlich luftiges Project ansah. Der Plan, wie er vorliegt, ist doch wirklich noch sehr unreif, und es ist schwer für die einzelnen Fächer Vorschläge zu machen, wenn man über deren richtige Auswahl und Begrenzung noch so wenig im Klaren ist; ich habe meine hierauf | bezüglichen Bedenken gegen das Bureau ausgesprochen.
Vor einigen Tagen hat mich Herr von Liliencron besucht auf der Rückreise, nachdem er zwei Wochen lang in München das Schmellersche Handschriften Verzeichniß für seine Liedersammlung benutzt hat; ich konnte ihm die schöne und reichhaltige Liederhandschrift von Valentin Holl bei Merkel in Nürnberg nachweisen.
Für die Stadtrechte hat Dr. Kern auf seiner Reise durch Franken, die er für meine Zwecke machte, Manches aufgezeichnet, was er nun zusammenstellen will; er bedauert nur, daß er es nicht vollständiger gethan hat, weil er nur beiläufig davon Kenntniß gewonnen, ehe von einer Sammlung der Stadtrechte die Rede war. –
Mit vorzüglicher Hochachtung
Ihr
aufrichtig ergebenster
Carl Hegel.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Pertz, Georg HeinrichGeorg Heinrich Pertz
HiKo
11859285817951876Pertz, Georg Heinrich (1795–1876), in Hannover geborener Historiker, Archivar und Bibliothekar, der von 1813 bis 1816 an der Universität Göttingen studierte und promoviert wurde. Er war von 1823 bis 1874 Leiter der Monumenta Germaniae Historica und gehörte im Jahre 1858 zu den Gründungsmitgliedern der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften.
Erlangen49.5928616,11.0056Mittelfränkische Universitätsstadt, etwa 20 Kilometer nördlich von Nürnberg gelegen, seit 1810 Stadt und Universität des Königreichs Bayern.
Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz (GStA PK), Berlin: I. HA Rep. 76 Kultusministerium; VI. HA Rep 92 Heinrich von Sybel, Nachlaß Schulze
.
GStA PK Berlin
1000
Die Chroniken der deutschen Städte
vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert, hg. durch die Historische Commission bei der Königl. Academie der Wissenschaften von Karl
Hegel
, Bd. 1, Die Chroniken der fränkischen Städte. Nürnberg, bearb. von Karl
Hegel
und Theodor von
Kern
, Bd. 1, Leipzig 1862. (http://books.google.de/books?id=CTsOAAAAQAAJ , https://dlibra.bibliotekaelblaska.pl/dlibra/publication/59548/edition/55551 )
Chroniken der deutschen Städte
, Bd. 1, Nürnberg, Bd. 1
1862
Kreis
, Marion: Karl Hegel. Geschichtswissenschaftliche Bedeutung und wissenschaftsgeschichtlicher Standort (= Schriftenreihe der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 84), Göttingen, Bristol, CT, USA 2012.
Kreis
, Geschichtswissenschaftliche Bedeutung
2012
Schnabel
, Franz: Die Idee und die Erscheinung, in: Die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften 1858–1958 (Hg.), Göttingen 1958, S.7– 69.
Schnabel
, Die Idee und die Erscheinung
1958
Kern, TheodorTheodor Kern11614072018361873Kern, Theodor (1836–1873) wurde am 5. Mai 1836 in Bruneck in Tirol im Kaisertum Österreich geboren und starb am 18. November 1873 in Veytaux am Genfer See. Theodor Kern stammte aus einer österreichisch-badischen Handwerker- und Beamtenfamilie. Er besuchte das Gymnasium in Innsbruck und studierte seit 1853 zunächst Jura, später Geschichte und Philologie in Innsbruck, Göttingen, Heidelberg und München. Julius Ficker in Innsbruck, Georg Waitz in Göttingen, Ludwig Häusser in Heidelberg sowie Heinrich Sybel in München waren seine akademischen Lehrer. Das Staatsexamen für das Höhere Lehramt hatte er 1857 „mit glänzendem Erfolg“ absolviert. Promoviert worden war er als Schüler Ludwig Häussers im darauffolgenden Jahr 1858 in Heidelberg. 1863 habilitierte er sich über die „Chronik der Stadt Nürnberg vom 14. bis in’s 16. Jahrhundert“ und wurde im selben Jahr Privatdozent. Er war seit 1859 erster wissenschaftlicher Mitarbeiter Karl Hegels beim Editionsunternehmen „Die Chroniken der deutschen Städte“, für das er viele Forschungsreisen unternahm. Mit seiner sehr ordentlichen Arbeitsweise war Karl Hegel als Editionsleiter sehr zufrieden. Ab 1866 war Theodor Kern außerordentlicher, 1871 ordentlicher Professor der Geschichte an der Universität Freiburg im Breisgau, wo er einen historischen Verein gründete und die „Zeitschrift für Geschichte des Breisgaus“ herausgab. Auch noch in dieser Zeit blieb er dem Editionsprojekt der „Chroniken der deutschen Städte“ als Mitarbeiter auf Honorarbasis verbunden. 1873 starb der sehr begabte junge Historiker an den Folgen einer schweren Erkrankung.
Stromer (Stromeir, Stromeyr), Ulman11893325613291407Stromer, Ulman (1329–1407), auch Stromeir oder Stromeyr, Nürnberger Ratsherr, Kaufmann und Chronist, legte die Gründungsgeschichte des Stromerschen Unternehmens in seinem seit 1385 niedergeschriebenen „Püchel von mein geslecht und von abentewr“ dar, welche zur ersten Familienchronik in deutscher Sprache avancierte. Dieses „Püchel“ wurde von Karl Hegel (1813–1901) in seinem umfangreichen Editionsunternehmen der „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ für die Historische Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München gleich im ersten Band dieser Edition im Jahr 1862 herausgegeben und mit einer ausführlichen Einleitung des Herausgebers selbst versehen.
Bethmann, Konrad Ludwig11615555818121867Bethmann, Konrad Ludwig (1812–1867), Historiker und Bibliothekar, leitete von 1854 bis 1867 die „Bibliotheca Augusta“ in Wolfenbüttel.
Liliencron, Rochus Wilhelm TraugottRochus Liliencron
HiKo
11872824518201912Liliencron, Rochus Wilhelm Traugott (1820–1912), im holsteinischen Plön geborener Germanist, Musikhistoriker und Diplomat sowie von 1869 bis 1908 erster Leiter der Allgemeinen Deutschen Biographie, der deutschen Nationalbibliographie. Er studierte an den Universitäten Kiel und Berlin evangelische Theologie, orientalische Sprachen, Jura, Geschichte und Germanistik, wurde 1846 in Kiel promoviert und habilitierte sich 1848 an der Universität Bonn. Im Jahre 1851 wurde er in Kiel Professor für nordische Sprachen, 1852 an der Universität Jena für deutsche Literatur und 1870 Mitglied der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Er war von 1876 bis 1908 Propst des Damenstiftes St.-Johannis-Kloster vor Schleswig; in dieser Zeit fiel seine Verhandlungsführung im Jahr 1880 auf Seiten der herzoglichen Familie Augustenburg über den Ehevertrag zwischen der späteren Kaiserin Auguste Victoria (1858–1921) aus dem Hause Augustenburg und dem preußischen Kronprinzen aus dem Hause Hohenzollern, Wilhelm Friedrich Wilhelm Albert Viktor von Preußen (1859–1941), dem späteren Kaiser Wilhelm II. (seit 1888).
Schmeller, Johann AndreasJohann Andreas Schmeller11860853317851852Schmeller, Johann Andreas (1785–1852), war Mundartforscher, Germanist und Bibliothekar in München und gilt als Begründer der modernen Mundartforschung in Deutschland. Er war überdies seit 1823 außerordentliches, seit 1829 ordentliches Mitglied der Königlichen Akademie der Wissenschaften und trat insbesondere mit seinem vierbändigen „Bayrischen Wörterbuch“ hervor.
Bethmann-Hollweg, Moritz AugustMoritz August Bethmann Hollweg11851033917951877Bethmann-Hollweg, Moritz August (1795–1877), in Frankfurt am Main geborener Jurist und Politiker, der sich nach seinem Studium an den Universitäten Göttingen und Berlin 1819 habilitierte und 1823 ordentlicher Professor für Zivilrecht in Berlin wurde. Nach seinem Rektorat 1827/28 wechselte er 1829 an die Universität Bonn und wandte sich, gefördert vom preußischen König Friedrich Wilhelm IV. (1795–1861), verstärkt politischen und kirchlichen Entwicklungen zu. 1848 begründete er im Sinne einer Einigung der evangelischen Kirchen Deutschlands in einem ersten Versuch einen Deutschen Evangelischen Kirchentag, dessen Präsident er bis 1872 blieb, zeitweise zusammen mit Friedrich Julius Stahl (1802–1861).
Nürnberg49.453872,11.077298In Franken an der Pegnitz gelegene ehemalige Reichsstadt, seit 1806 Stadt des Königreichs Bayern.
München48.1371079,11.5753822Haupt- und Residenzstadt des Königreichs Bayern an der Isar in Oberbayern.
FrankenIm Norden des Königreichs Bayern gelegene, aus den Regierungsbezirken Mittel-, Ober- und Unterfranken bestehende Landschaft mit den Hauptorten Ansbach, Bayreuth und Würzburg sowie der ehemaligen Reichsstadt Nürnberg und der Bischofsstadt Bamberg.
Geheimer Rat(h), Geheimer Rath, Geheimerrath, Geheimrat(h); auch: Geheimer OberrathVornehmlich auf die Zeit des Absolutismus zurückgehender Titel als Bezeichnung für ein Mitglied des Hof- oder Staatsrat als Beratungs- und Regierungsorgan eines Herrschers, welcher im 19. Jahrhundert zumeist als Ehrentitel in monarchischen Staaten gebraucht wurde.
Handschrift, HandschriftenIn Handschrift verfasste zumeist ältere historische Quelle(n).
Chronik(en), Chroniken der deutschen Städte (Städtechroniken), chronikalische DenkmälerEdition „Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“, von 1862 bis 1899 hrsg. von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durch Karl Hegel (1813-1901); auch allgemein: auf die Antike zurückgehende geschichtliche Darstellung, in der die Ereignisse in zeitlich genauer Reihenfolge, dabei aber, im Gegensatz zu den formal strengeren Annalen, in größeren Zeitabschnitten aufgezeichnet werden, auch im Sinne von: Lebensläufen.
Stadtchroniken, Städtechroniken, auch: ChronikenIm Rahmen von Stadtgeschichtsschreibung und -forschung geschriebene, teilweise auch edierte Chroniken von Städten. Karl Hegel (1813-1901) gab im Rahmen seiner Leitung des umfangreichen wissenschaftlichen Editionsunternehmens für die Münchener Historische Kommission „Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert“ – angefangen mit seiner Geburtsstadt Nürnberg – solche Städtechroniken heraus.
Nürnberger, NürnbergischZu Nürnberg gehörend, Nürnberg betreffend, Nürnberg bezeichnend etc.
Wolfenbüttler Handschrift(en), auch: Wolfenbütteler Codex/CodicesHandschriften, die sich in der 1572 offiziell gegründeten Herzog August Bibliothek, auch Bibliotheca Augusta genannt, befinden.
Localhistoriker, LokalhistorikerHistoriker vor Ort, die sich mit der Erforschung der Geschichte ihrer unmittelbaren Umgebung beschäftigen, im 19. Jahrhundert oft gebräuchlich für Archivare, die über ihre Stadt oder ihre Heimat forschten.
BureauAus dem Französischen für: Büro, Amts- oder Arbeitszimmer etc.
Geschichte der WissenschaftenEin vierundzwanzig Bände umfassendes interdisziplinäres Publikations-Werk, darunter auch mehrteilige Bände, der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München unter dem Reihen-Titel: „Geschichte der Wissenschaften in Deutschland. Neuere Zeit“, welches in den Jahren von 1864 bis 1913 erschien und verschiedene wissenschaftliche Disziplinen dieser Zeit unter historischen Aspekten darlegte.
Sammlung historischer Gedichte (Liliencron), auch: historische Lieder, Liedersammlung Für die Münchner Historische Kommission edierte er in den Jahren von 1859 bis 1869 in vier Bänden sowie einem weiteren Nachtragsband „Historische Volkslieder der Deutschen vom 13. bis 16. Jahrhundert“ sowie die völlig neuartige Sammlung „Deutsches Leben im Volkslied um 1530“ (1885). Bei der von Karl Hegel (1813-1901) genannten „Sammlung historischer Gedichte“ von Seiten Rochus Liliencrons (1820-1912) dürfte die Edition der „Historischen Volkslieder der Deutschen vom 13. bis 16. Jahrhundert“ gemeint sein.
Merkel in Nürnberg1824 bis 1826 entstandene Handschrift des Augsburger Schreibers und Literatursammlers Valentin Holl, die sich unter der Signatur „, Hs. Merkel 2° 966“ (Codex, noch 4 + 231 Blätter) in der Bibliothek des Nürnberger Germanischen Nationalmuseum befindet.
Stadtrecht, StadtrechteHier bezogen auf mittelalterliche und frühneuzeitliche Städte als Begriff für das in der Stadt geltende Recht, insbesondere bezogen auf die Bedürfnisse von Handel und Gewerbe.