Ich erinnere mich, daß Sie einmal mit Vergnügen des philosophischen Unterrichts gedachten, welchen Sie von meinem Vater auf dem Nürnberger Gymnasium erhalten haben, und daß Sie hinzufügten, daß Sie noch im Besitz der Dictate seien, welche mein Vater dabei gab. ProfessorRosenkranz in Königsberg ist eben damit beschäftigt, diese Dictate zu einem propädeutischenLehrbuch für den philosophischen Unterricht auf Gymnasien zusammenzustellen. Es fehlen ihm dabei aber die Erläuterungen für einen Theil der Paragraphen, namentlich für die, welche von der Religion handeln. Wenn nun Ihre Hefte in dieser Beziehung vollständiger wären, so würde ich mich an Sie mit der inständigen Bitte wenden, dieselbe zusammenzupacken und mit der Postunverzüglich an Herrn Professor Rosenkranz zu senden. Es hat damit große Eile, weil der Anfang der Arbeit von Rosenkranz bereits früher zum Drucke eingeliefert ist. Die Dreistigkeit dieser meiner dringenden Bitte kann ich nur durch den Eifer, welchen ich für die Werke meines Vaters habe, entschuldigen, und ich rechne dabei auch mit Zuversicht | auf Ihr Interesse an meines Vaters Philosophie, zu deren Anerkennung Sie durch Ihre eigenen Werke so wesentlich mitgewirkt haben.
Meine Mutter trägt mir die herzlichsten Grüße an Sie und Ihre Frau Gemalin auf, denen ich die Versicherung meiner aufrichtigen Hochachtung und
Ergebenheit hinzufüge Carl Hegel.
Hegel, KarlKarl Hegel
HiKo
11657075X
Abegg, Julius Friedrich HeinrichJulius Friedrich Heinrich Abegg11600099617961868Abegg, Julius Friedrich Heinrich (1796–1868), in Erlangen geborener Jurist, war Schüler am Egidiengymnasium in Nürnberg gewesen und hatte dort Philosophie-Unterricht durch Karl Hegels Vater erhalten. Nach seinem Studium an den Universitäten Erlangen, Heidelberg, Landshut und Berlin, war er als Richter tätig, habilitierte sich und ging 1820 an die Universität Königsberg, wo er ein Jahr später außerordentlicher und 1824 ordentlicher Professor wurde. Von 1826 bis zu seinem Tode war er Ordinarius an der Universität Breslau und führte die Philosophie Georg Wilhelm Friedrich Hegels (1770–1831) in die Rechtswissenschaft ein.
Berlin52.5170365,13.3888599Hauptstadt des Königreichs Preußen und ab 1871 auch des Deutschen Reiches.
Staatsbibliothek Preußischer Kulturbesitz (StBPK), Berlin
NL Hegel 15, Fasz. IV, 3.
SBPK Berlin1000
Hegel, Georg Wilhelm FriedrichGeorg Wilhelm Friedrich Hegel https://www.deutsche-biographie.de/sfz28648.html#ndbcontent11854773917701831 Hegel, Georg Wilhelm Friedrich (1770–1831), Philosoph, Ehemann Maria Helena Susanna Hegels, geb. Tucher (1791–1855), Vater Karl und Immanuel Hegels , von 1808 bis 1816 Gymnasialrektor und Schulrat in Nürnberg, ordentlicher Universitätsprofessor für Philosophie von 1816 bis 1818 an der Universität Heidelberg und von 1818 bis 1831 an der Universität Berlin.
Rosenkranz, Johann Karl FriedrichKarl Rosenkranz11860272118051879 Rosenkranz, Johann Karl Friedrich (1805–1879), in Magdeburg geborener Philosoph und Sohn des Steuerbeamten Johann Heinrich Rosenkranz (1757–1830) und seiner Ehefrau Marie-Katharine Rosenkranz, geb. Gruson (1770–1824). Er war von 1831 bis 1833 außerordentlicher Professor an der Universität Halle, von 1833 bis 1874 ordentliche Professor an der Universität Königsberg und Verfasser der ersten Biographie Georg Wilhelm Friedrich Hegels (1770–1831).
Tucher, Maria Helena Susanna, verh. HegelMaria Helena Susanna Tucher, verh. HegelMutter Karl Hegels11657082217911855Tucher, Maria Helena Susanna (1791–1855), Ehefrau des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770–1831), Mutter Karl Hegels (1813–1901), Schwester Johann Sigmund Karl Tuchers (1794–1871), des Vaters Susanna Maria Hegels (1812–1878), Onkels und Schwiegervaters Karl Hegels, Gründer der Tucher-Brauerei in Nürnberg. Siehe auch: Hegel, Maria Helena Susanna.
N. N., Susanna, verh. Abegg113922181717991891N. N., Susanna Charlotte (1799–1891), war die Ehefrau des in Erlangen geborenen Strafrechtlers und zuletzt an der Universität Breslau wirkenden Professors Julius Friedrich Heinrich Abegg (1796–1868).
Breslau51.1089776,17.0326689Etwa 380 Kilometer südöstlich von Berlin gelegene Hauptstadt der preußischen Provinz Schlesien am Oberlauf der Oder, die als Herzogtum Schlesien im Jahre 1742 vom Erzherzogtum Österreich an das Königreich Preußen überging.
Nürnberg49.453872,11.077298In Franken an der Pegnitz gelegene ehemalige Reichsstadt, seit 1806 Stadt des Königreichs Bayern.
Königsberg54.70464845,20.456566646621738Residenzstadt des Herzogtums, dann Königreichs Preußen, am Pregel gelegen, seit 1824 Sitz der Oberpräsidenten der Provinz Preußen.
Professor, ProfeßorBerufs- oder Amtsbezeichnung und Anrede für den Inhaber einer Professur an einer Universität oder Hochschule, wobei nicht jeder Professor eine Professur bekleidet; früher auch Bezeichnung für einen Gymnasiallehrer (Gymnasial-Professor) bzw. Lehrer an einer Lateinschule.
Nürnberger GymnasiumEgidien-Gymnasium in Nürnberg, an dem der Vater Karl Hegels, der Philosoph Georg Wilhelm Friedrich Hegel seit 1808 als Gymnasialprofessor und Rektor wirkte, bis er mit der Familie zunächst nach Heidelberg, später nach Berlin übersiedelte.
Dictat, DictateDiktat(e) hier als Mitschriften in Form handgeschriebener Texte aufgrund des Diktates als Gesamtheit der vorgetragenen Sätze eines Lehrers zur Vermittlung des Unterrichtsstoffes in einem bestimmten Fach.
PropädeutischAuf die Propädeutik bezogen, ihr zuzuordnen, zu ihr gehörend.
LehrbuchSachbuch im Sinne einer fachwissenschaftlichen Abhandlung zur Unterrichtung im Sinne einer Einführung, eines Abrisses, einer Fibel oder eines Handbuchs innerhalb einer universitären Disziplin, auch: Schulbuch für das jeweilige Unterrichtsfach.
GymnasiumSchule, auf welcher ein höherer Schulabschluss (Abitur, Matura etc.) erworben werden kann, der die Hochschulreife mit sich bringt.
Paragraph, ParagraphenDurch das Paragrafzeichen (Singular: §, Plural: §§) und jeweiliger fortlaufender Zahl gekennzeichneter Abschnitt bzw. entsprechende Abschnitte einer wissenschaftlichen Abhandlung, eines Vortrags oder eines Diktats; innerhalb der rechtswissenschaftlichen Fachsprache auch Absatz, Absätze im Text von Gesetzbüchern, formellen Schriftstücken etc.
Post Gasthaus in Berchtesgaden; Synonym für Postwesen als Überbegriff für die gewerbliche Beförderung und Verteilung schriftlicher Nachrichten durch entsprechende zuständige Institutionen (z. B. privates Unternehmen, staatliche Einrichtung etc.); erste Errichtung von Poststationen bereits in der römischen Antike unter Augustus (63 v. Chr.-14 n. Chr.); im deutschsprachigen Raum wurde der Begriff Post im 16. Jahrhundert geläufig; auch: Postkutsche zum Personentransport.
Druck, Drucke„Druck“ als Abkürzung oder Synonym für Drucklegung gebraucht, darüber hinaus auch für ein fertiges Druckerzeugnis (z. B. Kunstdruck, gedruckte Edition einer handschriftlichen Quelle etc.) stehend, somit auch im Sinne von „alte Drucke“.
PhilosophieWissenschaftliche Disziplin, die sich mit der Ergründung, Deutung und dem Verständnis der Welt und der menschlichen Existenz auseinandersetzt.
Mehrere Registerverweise
Zitierempfehlung
Die wissenschaftliche Korrespondenz des Historikers Karl Hegel (1813-1901), bearbeitet von Helmut Neuhaus und Marion Kreis