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Ida Becher an Karl Hegel, Heidelberg, 5. Juni 1836

Ich kann es mir nicht versagen Ihnen meinen und der Mutter herzlichen Dank für Ihr liebes zwar nicht an uns gerichtetes aber dennoch für uns so freundliches Briefchen selbst auszusprechen, da ich Ihnen gerne sagen möchte wie viele Freude mir Ihre freundliche Gesinnung und Erinnerung macht, und nicht recht weiß ob Herr Köster mir dies ordentlich ausrichten würde.

Was meine Reise betrifft, nach der Sie so theilnehmend fragen, so ist deren Ziel und Ausdehnung noch nicht näher bestimmt und hängt von so mancherley Umständen ab, daß wir von Italien noch nicht reden wollen ehe wir wirklich über den Alpen sind, und uns vor der Hand mit dem Nehmen einer Schweizerreise begnügen; das gelobte Land der Kunst erreichen wir wohl auf keinen Fall, selbst wenn wir von der lombardischen Sonne uns erwärmen lassen, so wird doch Genua wohl jedenfalls der äußerste Punkt seyn; da ich mich aber immer etwas sehr schwer vom Haus trenne so schön auch das Ziel sey, so nehme ich Ihre guten Wünsche ganz besonders dankbar an und halte Sie am Wort. – Bey dieser Gelegenheit bitte ich Sie noch Ihrer Frau Mutter nebst meiner besten Grüßen auch meine Dankbarkeit für die gütige Gewährung meiner lustigen Bitte auszusprechen. Von der unveränderten und auf immer unveränderlichen wärmsten Theilnahme der Schreiberin dieses seyen Sie fest überzeugt.

Ida Becher.